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Die Botschaft des Präsidenten

Als ich Physikstudent war, befand sich die Welt mitten im Kalten Krieg. Dennoch erlebte ich frühzeitig wissenschaftlichen Austausch über den Eisernen Vorhang hinweg und lernte Menschen auf der anderen Seite kennen. (Rückblickend fühlt es sich fast so an, als wäre die Welt damals sicherer gewesen.) Aber ich mein erstes Treffen mit Joseph Eberly,Präsident 2007 und inzwischen auch Optica-Ehrenmitglied, war 1976 in Polen. Noch als Doktorand sah ich andere Vorbilder meines Fachs – Arthur Schawlow, Boris Stoicheff und Emil Wolf - zu Präsidenten der Optical Society of America (jetzt Optica) werden.

Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir damals vorstellen können, eines Tages in ihre Fußstapfen zu treten. Es ist ein Privileg, im Jahr 2024 Präsident von Optica zu sein. Als Ihr Präsident freue ich mich darauf, der Optica-Gemeinschaft zu dienen - und hoffe, dass auch Träume von Ihnen in Erfüllung gehen.

Optica-Mitglieder leben in verschiedenen Umgebungen und stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Ich glaube, dass internationaler Austausch und Zusammenarbeit helfen können. Wie ich während des Kalten Krieges feststellte, haben gelehrte Gesellschaften wie Optica schon immer erlebt, wie gut Wissenschaftler mit ihren Kollegen über Grenzen und Ozeane hinweg harmonieren können, mit der Wissenschaft als gemeinsamer Sprache. Ich hoffe sehr, dass diese Art des Austauschs dazu beitragen kann, die Spannungen und Gewalt, die weltweit in letzter Zeit wieder aufgetreten sind, zu mindern. Als internationale Gesellschaft hat Optica die Aufgabe und die Verpflichtung, Mitgliedern, die Hilfe benötigen, so gut wie möglich zu helfen. Was wir tun können, ist begrenzt, aber wir müssen unser Bestes tun.

Auch zu Beginn des Jahres 2024, arbeitet Optica unter Volldampf. Während meines Präsidentenjahres möchte ich zu ihrem Fortschritt in drei Bereichen beitragen. Einer davon ist die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Trend, die Qualität der Wissenschaft - und der Wissenschaftler - vorwiegend anhand bibliometrischer Daten zu beurteilen. Viele sprechen sich dagegen aus und widersetzen sich diesem Trend durch Bemühungen wie zum Beispiel ‚Declaration on Research Assessment‘ (sfdora.org). Doch die Situation scheint sich eher noch zu verschlimmern.

Eine weitere Priorität wird für mich die Beziehung zwischen Optica und der Industrie sein. Unsere Gesellschaft hat ihre Aktivitäten in diesem Bereich bereits verstärkt und bemüht sich noch mehr als bisher um Mitglieder außerhalb des akademischen Bereichs. Ich selbst habe fünf Jahre lang in der Industrie gearbeitet habe und sehe ich noch Raum für weitere Verbesserungen. Letztendlich haben Wissenschaft und Industrie immer voneinander profitiert und werden dies auch weiterhin tun.

Schließlich wird 2025 das Internationale Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie der UNESCO sein. Wie viele andere Organisationen und Einzelpersonen wird auch Optica dabei eine Rolle spielen. Die Planung im Jahr 2024 wird dazu beitragen, das Beste aus den Feierlichkeiten im nächsten Jahr zu machen.

Ich werde auf diese Themen in den kommenden monatlichen Nachrichten in OPN zurückkommen. In der Zwischenzeit können Sie mir gerne Vorschläge machen, indem Sie mir unter ideas@optica.org schreiben.

Die Optik war einst ein Gebiet, das in der breiteren Physikgemeinschaft nicht so hoch angesehen war wie andere. Viele Leser haben zweifellos die Geschichte gehört, dass der Laser kurz nach seiner Erfindung als „eine Lösung auf der Suche nach einem Problem“ bezeichnet wurde. Das hat sich völlig geändert, und es ist erstaunlich zu sehen, wie gut die Optik in ganz unterschiedlichen Bereichen gedeiht! Als der 2024 Optica-Präsident freue ich mich darauf, das weitere Gedeihen der Optik im kommenden Jahr zu begleiten.

Gerd Leuchs,
Optica-Präsident

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